Das Augustinermuseum Rattenberg konnte bei seiner Gründung im Jahr 1989 auf keine bereits vorhandene Sammlung zurückgreifen. Von Beginn an sah das Augustinermuseum Rattenberg deshalb eine seiner Hauptaufgaben in der (Wieder)entdeckung verschollenen oder vergessenen Kultur - und Kunstgutes, das auf Kirchen- und Widum-Dachböden oft ein dornröschenartiges Dasein führte. Auf diese Weise konnten gotische Statuen, wertvolles Altargerät und religionshistorisch interessante Gegenstände aus dem Bruderschaftswesen wieder öffentlich zugänglich gemacht werden. Die Exponate verbleiben dabei im Besitz der jeweiligen Eigentümer, werden dem Augustinermuseum jedoch als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt. Leihgeber sind in erster Linie die Pfarren des Tiroler Unterlandes, deren Mitarbeit und Bereitschaft aufgrund der Befürwortung und Unterstützung seitens der Erzdiözese Salzburg gewonnen werden konnte.

Das Aufstellungskonzept

Die historische Bedeutung und die Qualität der Klosterräumlichkeiten, die teilweise noch die originale Innenausstattung aufwiesen, mussten im Aufstellungskonzept mit berücksichtigt werden. Die Räume waren selbst als „Exponate“ zu verstehen, die sowohl religiöse Architektur des Tiroler Unterlandes dreier Jahrhunderte als auch die Geschichte des Klosters und seines Ordens repräsentierten. In diesen Rahmen wurden die Ausstellungsstücke integriert.

Die Exponate wurden in fünf themenbezogene, im Wesentlichen auch räumlich getrennte Hauptgruppen gegliedert:

Gotische Plastik

Die gotische Plastik, aufgestellt im ebenfalls gotischen Kreuzgang, ist Kern und Schwerpunkt der Sammlung. Durch eine stilgerechte Übereinstimmung von Hülle und Inhalt entstand ein Gesamteindruck von großer Einheitlichkeit, Geschlossenheit und Dichte.Die Entstehungszeit der ausgestellten Exponate umfasst die Jahre von ca. 1420 bis 1520. Besonders hervorzuheben sind eine kleine Pieta um 1420, eine sitzende Madonna mit Jesuskind ( um 1440), ein hl. Leonhard (um 1500), sowie drei Skulpturen aus dem Umkreis von Andreas Lackner, nämlich die hll. Maria Magdalena, Katharina und Florian (ca. 1520). Besonders hervorzuheben sind eine sitzende Madonna mit Jesuskind (um 1440), ein hl. Leonhard (um 1500), ein hl. Nikolaus (um 1490/1500) sowie ein auferstandener Christus (um 1500).

Drei bemerkenswerte Exponate gotischer Plastik - zwei Gewölbeschlusssteine und der Grabstein des Kolsterstifters Johann Kummersbrucker - befinden sich nicht im Kreuzgang sondern in der Hofer-Kapelle bzw. in der Klosterkirche:

Zwei Schlußsteine aus Niederndorf bei Kufstein (um 1460)

Die beiden Köpfe - wahrscheinlich der Erzengel Gabriel und die Gottesmutter Maria - sind vermutlich von einem Wanderkünstler geschaffen worden, der mit der französischen Kunst seiner Zeit vertraut war. Sie sind im Tiroler Bereich beispiellos und von hervorragender Qualität.

Grabstein des Klosterstifters Johann Kummersbrucker (Ende 14. Jh.)

Aus Adneter Marmor gefertigt handelt es sich dabei um den ersten Grabstein in Österreich, auf dem die Verstorbenen - neben Johann Kummersbrucker noch dessen Frau Anna von Castelbarco - als Vollfiguren dargestellt sind.

Altargerät

Das Altargerät wird in der ehemaligen Sakristei des Klosters ausgestellt. Damit soll auf die ursprüngliche Funktion dieses Raumes hingewiesen werden. Die bedeutendsten Stücke der Sammlung sind ein Vortragskreuz mit romanischer Christusplakette aus Email (13. Jh.), die gotische Virgil-Monstranz aus Rattenberg und eine barocke Prunkmonstranz aus Aurach bei Kitzbühel. In sechs Wandvitrinen findet sich in lockerer chronologischer Reihung weiteres Altargerät vom 15. bis zum 19. Jahrhundert.

Paramente

Die Paramente sind in einem kleinen fensterlosen Raum untergebracht, den man vom Kreuzgang aus betritt. Ausgestellt sind Kaseln, Kelchvelen und als bedeutendstes Stück eine Dalmatika aus Niederndorf (um 1720), die wahrscheinlich aus einem zu Beginn des 19. Jahrhunderts säkularisierten bayerischen Kloster stammt.

Barock und 19. Jh.

Das Obergeschoß nimmt die barocke Kunst und die Kunst des 19. Jh. auf. Zu sehen sind u.a. mehrere großformatige Thesenblätter, zwei Heiligenfiguren (hll. Johannes Ev. und Andreas) von Johann Michael Fischler, ein schwebender Engel von Stefan Föger und zahlreiche Gemälde.

Weiters gehört nahezu die gesamte Ausstattung der Klosterkirche dem Barock an. Besonders erwähnenswert ist das Kuppelfresko, der so genannte "Augustinerhimmel", das Johann Josef Waldmann in den Jahren 1709 - 1711 fertigte. Es handelt sich dabei um das erste monumentale barocke Kuppelfresko in Tirol und zeigt über 80 Heilige, Engel und die Hl. Dreifaltigkeit.

Religiöse Volkskunst und Bruderschaftsgerät

Ein Großteil der Exponate stammt von der 1622 gegründeten Kitzbüheler Rosenkranzbruderschaft. Hervorzuheben sind die Kitzbüheler Sesselfrau, eine bekleidete Madonnenfigur, eine mehrfigurige Gruppe mit der Geißelung Christi sowie diverse Bruderschaftsstäbe und Prozessionsstangen

Turm und Kirchendachboden

Seit 2010 sind auch der Kirchturm und der Dachstuhl der Klosterkirche öffentlich zugänglich. Diese beiden Museumsbereiche sind ähnlich wie die Klosterkirche als „Architekturexponate“ zu betrachten. So weist der Turm eine für Tirol ungewöhnliche Konstruktion in Form eines doppelten Fachwerkes auf und beinhaltet noch Glocken vom 15. bis zum 20. Jh. sowie ein originales barockes Uhrwerk.

Von der obersten Turmstube aus hat man einen spektakulären Blick auf Rattenberg und das Inntal.

Aussicht vom Turm ins Inntal, Blickrichtung Osten